Giridevi Duranjaya

Kunst- und Kulturfestival auf einem Low-Prim-Inselareal

Zitate zu diesem Artikel und zum Festival:

"Erneut bin ich begeistert ob der sprachlichen Galanz, unumwunden hab ich den kompletten Text nahezu aufgesogen, er ist sehr interessant und informationsintensiv. Ich persönlich betrachte ihn als Meilenstein der teils grundlegenden Kunstdarlegung SLs" (PierreCorell Flow).

"Ich jedenfalls werde mich darauf beschränken, mich bei allen anwesenden KünstlerInnen für die tollen Events und Ausstellungen zu bedanken und bei Asmita für die sicher schweißtreibende Organisation des ganzen! Es war ein Tag, der in SL durchaus seines gleichen sucht, eine Augenweide und ein Ohrenschmaus... und so ganz nebenbei wurde einiges für diese kleinen grauen Zellen geboten, die, wie es scheint, doch des öfteren vernachlässigt werden! Merci! Danke! Gracias! Askerrik Asko! Thanks!" (Lotja Loon)

"I only know that I have never seen in SL a so great indipendent festival. Freedom and Creativity Explosion in Asmita's land. Great Great Unforgettable day! Punk's not dead! Thanx Asmita to have organized that ... Thanx to all the people that was at the Festival and all thirty person who partecipated and enjoyed my installation "Eden Lab World"!" (Neupaul Palen)

"I visited this festival many times during the day. ... The show was wonderful!! It is an example of what good things can happen when very creative people work very hard in SL. It was very crowded and everyone I spoke to was very excited about the workshops and all the artwork displayed. Thank you Asmita for all you did to make a beautiful event for the rest of us to enjoy" (Chriso Hyun)

http://slurl.com/secondlife/Dhaandhoo/183/75/25

http://slurl.com/secondlife/Dhaandhoo/182/73/445

http://slurl.com/secondlife/Dhaandhoo/213, 46, 665

http://slurl.com/secondlife/Dhaandhoo/206/58/701

Review von Giridevi Duranjaya

Diese Review gibt Aufschluss über Erfahrungen, die man machen kann, wenn man in Second Life ein Kunst- und Kulturfestival organisiert und hostet. Es sind Erfahrungen, die sich sowohl auf das zeitliche, das lokale und das technische Mangement für solch eine Veranstaltung beziehen als auch auf die soziale Dynamik, die entsteht, wenn man mit vielen Personen, respektive Kunstschaffenden und ihren Avis aus unterschiedlichen Nationen und Kulturen ein solches Ereignis plant und betreut. Es werden auch Reflexionen angestoßen zum Kunstbetrieb in SL allgemein und den Unterschieden zu RL, daneben wird eine Sichtweise von Kultur dargestellt, die visuelle, sonische, textuelle, kinetische, performative und spirituelle Anteile als gleichberechtigte Partner im kulturgenerierenden Prozess betrachtet und es werden Zukunftsvisionen für eine alltagspraktische Konkretisierung dieser Sichtweise entworfen.

Art and Culture Festival at the Island on the Edge (Review in English/Conclusion)
On August 2nd for 10 very full hours, the Art and Culture Festival was hosted by Asmita Duranjaya. Nearly 180 avis visited the event during this period. Because of the length of the event, visitors from different time zones got the chance to see the art collection of Asmita Duranjaya including artwork from Juanita Deharo, Kolor Fall, Neupaul Palen, Koshari Mahana, Ginny Joy, Sylver Piccard, Zero Ball, Elko Schufang, comet Morigi, Oberon Onmura, Flower Exonar, Molina Rhode, Sonia Stardust, Finny Yates, Scottius Polke, Arys Palen, CJoke Oh, elros Tuominen and Debbie Trilling.
The event was introduced by a meditation on peace under the guidance of the Zen lay-monk Caspian Inglewood. The other events offered an impressive view on art concepts and creations in Second Life, like the workshops by the artists Zero Ball, Kolor Fall, Scottius Polke, the sound workshop by Asmita Duranjaya, the psychedelic concert by Cypress Rosewood, the science fiction reading by PierreCorell Flow as well as the final fireworks by the particle artist Debbie Trilling.
Another important highlight was the socio- and media critical Live-Installation as an example of the art concept of the so called NeuPappismo of the Italian artist-team Neupaul Palen, PapperPapp and Lotya Loon. They invited the participants into a cube whilst promising them a better life. Inside the avis had to remain in a scary tightness and atmosphere, unable to leave. Meanwhile, the walls showed textures of captive victims before their executions. This critical ironic satire on Second Life was emotionally touching and thought provoking for the visitors. It is a convincing example, that inworld art can consist of more than ornamental and decorative liquitex-creations.
Participants and visitors responded with many comments and thoughtful feedback concerning the continuation of this type of festival. Readers able to understand German and interested in the background concept of the festival and the evaluation of experiences should visit the following website:
http://www.kuveni.de/voicesfromtheedge/reportkultfest0808.htm.

Am Samstag, dem 02. August 2008 fand ein 10stündiges Kunst- und Kulturfestival auf einem kleinen Insel-Areal der Otherland-Group statt, organisiert von Asmita Duranjaya, selbst SL-Kunstschaffende, -sammlerin, und Organisatorin von kulturellen Events. Die Galerie, die dabei gleichzeitig der Öffentlichkeit gezeigt wurde, stellt Werke aus von:

Juanita Deharo, Kolor Fall, Neupaul Palen, Koshari Mahana, Ginny Joy, Sylver Piccard, Zero Ball, Elko Schufang, comet Morigi, Oberon Onmura, Flower Exonar, Molina Rhode, Sonia Stardust, Finny Yates, Scottius Polke, Arys Palen, CJoke Oh, elros Tuominen and Debbie Trilling.

Das folgende Interview mit Asmita soll Aufschluss geben, über Motive, Erfahrungen und Zukunftsperspektiven im Hinblick auf derartige Veranstaltungen in einer virtuellen Welt wie Second Life. Obwohl ich als ihre Schwester in enger Symbiose mit ihr zusammenarbeite, möchte ich versuchen, durch einen entprivatisierten Dialog bestimmte allgemeine grundsätzliche Reflexionen zum Thema, also sozusagen eine Meta-Ebene, zu entwickeln, die eventuell auch für andere umsetzbare Hinweise enthält.

Giridevi: Asmita, Du hast dieses Festival seit langem geplant, Deine Insel eingerichtet mit Meditationsplätzen, einer Unterwassergalerie mit Korallenriff, mehrere Skyebenen mit den entsprechenden Örtlichkeiten errichtet, wie einer Galerie, einer Konferenz- und Workshopebene, einem Museum, einem Buchgeschäft, ein futuristisches SpaceRetreat geschaffen, viele Kunstwerke gesammelt und Verbindungen geknüpft, um solch eine Veranstaltung durchzuführen. Inwieweit hat sich Deiner Meinung nach der Aufwand gelohnt?

Asmita: Nun, ich habe einen Tag nach der Veranstaltung meine Besucherzähler ausgewertet und kam abzüglich der Doppeltzählungen auf eine Anzahl von ca. 180 Avis, die innerhalb der 10 Stunden das Festival besucht haben. Ich denke, das ist statistisch gesehen kein schlechtes Ergebnis für eine solche Veranstaltung, zumal sie zum ersten Mal stattfand. Ich habe viele Dankes-Ims und Notizen erhalten von Besuchern und gehe davon aus, dass schon ganz gute Ansätze vorhanden waren. Natürlich habe ich dabei auch viel gelernt, was ich bei einer weiteren Planung umsetzen kann. Das war auch ein Sinn der Sache: Erfahrungen sammeln und auswerten.

Giridevi: Kannst Du uns anhand der einzelnen Events Dein Konzept und Deine Erfahrungen etwas näher erläutern?

Asmita: Da ich mich im Real Life mental und oft auch physisch in asiatischen, respektive buddhistischen Kulturen aufhalte und auch selbst Buddhistin bin, wollte ich die dort übliche Gewohnheit übernehmen, eine Kulturveranstaltung mit einer religiösen Zeremonie einzuleiten. In diesem Fall fand eine Zen-Meditation statt unter Leitung des Laien-Mönchs Caspian Inglewood, dem ich dafür sehr dankbar bin. Wir hatten das Thema Frieden als Meditationsanlass ausgesucht und erinnerten in einem kurzen Videofilm mit dem vietnamesisch-buddhistischen Lehrer Thich Nhat Hanh an die bestehenden Konflikte in Burma, Tibet und Sri Lanka. Wir konzentrierten uns dann in einer Schweigemeditation auf einen kurzen Text, den Caspian als Notecard verteilte und in dem es um die Auflösung konflikthafter Strukturen geht. Wir beschlossen diese Meditation mit dem Anhören einer indonesischen Version der MahaKarunaDharani, die ganz besonders Mitgefühl und Empathie anspricht. Alle Beteiligten empfanden diesen Auftakt als sehr stimmig und wir beschlossen, dies zu einer regelmäßigen Einrichtung zu machen auch außerhalb des Festivals, was mich sehr freut.

Bild 1: Friedensmeditation mit dem Zen-Laien-Mönch Caspian Inglewood

Es folgte mein eigener Workshop, in dem es um das Hinzufügen von Sound zu Objekten ging, seien es Kunst- oder Alltagsgegenstände. Ich hatte selbst einige Installationen für meine Galerie geschaffen, die ich als Vikison-Kunst bezeichne, da sie visuelle, kinetische und sonische Ausdrucksformen vereinen. Nachdem die Voraussetzungen der Teilnehmer geklärt waren, bauten wir eine Klangschale mit dem entsprechenden Sound und einem Script, das es ermöglicht den Sound beim Berühren der Klangschale abzuspielen. Ich machte zum ersten mal Erfahrung mit dem Erklären über Voice-Chat und empfand das durchaus als Erleichterung gegenüber dem raschen Eintippen von Sätzen, das relativ behäbig und fehlerbelastet abläuft.

Danach folgte der Workshop von Zero Ball, der den Teilnehmern die Formung von Objekten zu Kunstwerken zeigte, indem verschiedene Texturen wirkungsvoll eingesetzt werden und schließlich durch entsprechende Scripte Dynamik erzielt wird, z.B. ein Fließen der Textur oder eine Drehung bzw. bestimmte Effekte, wie ein Wechsel zwischen Transparenz und Intransparenz. Den Begriff Liquitex-Kunst lernte ich durch die beiden ebenfalls in der Galerie ausgestellten Künstler comet Morigi und Oberon Onmura kennen. Zero verwendete Text-Chat, was langsamer ist und dadurch den Teilnehmern gewisse Pausen bietet, um den Vorschlägen zu folgen und sie umzusetzen.

Bild 2: Der Künstler Zero Ball macht die Grundlagen von Liquitex-Kunst deutlich

Die anschließende Pause konnte zum Besuch der Galerie, der Space-Caves oder der Insel benutzt werden bzw. nach Bedarf auch zum Tanzen.

Im SpaceRetreat wurde unterdessen die nächste Veranstaltung vorbereitet, ein Konzert mit dem Musiker Cypress Rosewood, der neben der Tanzfläche seine Minimalbühne aufbaute und dann 40 Minuten lang Stücke aus seinem Electronic-Ambient Repertoire, das er mit Folk-Sounds mischt, hören ließ. Die Musik erzeugt in ihrer transkulturellen Struktur durchaus eine futuristische Stimmung, die sehr gut zur Atmosphäre des SpaceRetreats passt.

Bild 3: Der Künstler Cypress Rosewood mit seinem Electro-Ambient-Space-Folk-Sound

Hier fanden dann auch die beiden nächsten Events statt. Zunächst ein Workshop des Künstlers Kolor Fall, einem ausgemachten Kenner expressionistischer Kunst; er hatte zuvor in tagelanger Arbeit eine Hälfte des SpaceRetreats in eine utopische Wunderwelt verwandelt, die nicht nur optische Reize bietet, sondern obendrein auch kinetische Wellenbewegungen hervorbringt und ferner den Zuschauer interaktiv und insofern performativ einbindet, indem dieser in sogenannten glaskugeligen Orbs Platz nehmen kann und dann in sanften Umdrehungen durch die Installation geschaukelt wird. Alle Teilnehmer berichteten von einem großen Spaßerlebnis. Kolor Fall erläuterte in einem Workshop die Übertragung dieser Idee von einem statischen Acrylgemälde in Real Life auf die Möglichkeiten der 3D-Virtualität. Diese Installation bleibt permanent im SpaceRetreat, worüber ich sehr froh bin, da sie nicht nur die besondere Atmosphäre dieses Ortes perfekt ergänzt, sondern auch ein selbsterklärendes Musterbeispiel für den Vergleich von Kunstschaffen in RL und den Transfer nach SL darstellt. Eine Komponente dabei ist zweifellos der Effekt des "Fun", bestehend aus dem sogenannten "Flow" (nach Csikszentmihalyi), der durch die kinetische Interaktivität entsteht und der in RL durch die schwerkraftgebundenen physikalischen Bedingungen weit mühsamer und umständlicher zu erzielen wäre.

Bild 4: Der Künstler Kolor Fall und seine interaktive Wellen-Orb-Installation

Was könnte besser passen in dieses futuristische Ambiente als eine Lesung mit Science Fiction? Diesem Anspruch wurde PierreCorell Flow perfekt gerecht mit seiner Lesung des Textes "Spiritus Rectus", den er zu einer Hörspielfassung umarbeiten möchte, was die Zuhörer positiv bewerteten. Es geht um eine negative Utopie, Faschismus und Generationenkonflikt. Wer Pierres Literatur kennt, der weiß, dass es sich um anspruchsvolle Texte handelt, die sich beim ersten Hören nicht immer gleich erschließen und deshalb war die Möglichkeit der anschließenden Diskussion gewinnbringend.

Bild 5: Der Autor PierreCorell Flow liest seinen Science Fiction-Text Spiritus Rectus

Das nächste Event war sowohl statistisch gesehen als vermutlich auch emotional der Höhepunkt des Festivals: Neupaul Palen und sein Team, bestehend aus ihm, Lotja Loon und Papper Papp zeigten eine interaktive Spontaninstallation, für die rasch eine weitere Ebene bereitgestellt musste, und die eindrücklich das Spezifische an der Kunst Neupauls und Pappers, den sogenannten NeuPappismo, vorführt. NeuPappismo versteht sich als gesellschaftskritische, spontane Live-Installationskunst, die provozieren und dadurch träge Reflexionsschemata im menschlichen Gehirn reanimieren will. Die Installation "Follow Us Into Eden Lab - Your Life Will Change" zeigt einen begehbaren Würfel; die Avis werden wie durch eine Lautsprecheransage eingeladen, innen das Paradies zu erleben; hat man sich entschlossen, einzutreten, kommt man in eine bedrückende Enge von vier kleinen Raumparzellen mit Posebällen, die zwar den Hovertext "Escape" anzeigen, jedoch den Avi zu einer Inaktivitätspose einfrieren; das Bedrückendste ist, dass es unmöglich ist, den Raum von innen her wieder zu verlassen - man ist gefangen; hinzu kommt eine Wandtextur bestehend aus einer Reihe von gefesselten Männern, die offensichtlich vor ihrer Hinrichtung stehen; man ist dem Szenario hilflos ausgeliefert, bis die Wandbeschaffenheit des Würfels entweder durch direkte Aktion oder durch ein Script in den Phantomstatus versetzt wird und die Avis durch die Wände schreitend die Freiheit aufsuchen können. Sehr eindrucksvoll und natürlich eine treffende Persiflage auf Linden Lab und Second Life. Durch die zusätzlich geschaffenen Prim-Objekte und die Menge der interessierten Teilnehmer gelangte allerdings die Low Prim-Area an den Rand ihrer Kapazität; das hatte zur Folge, dass die eigentlich geplanten Video-Beispiele über Neupappismo nicht geladen werden konnten, was jedoch im Hinblick auf die viel präsentere Life-Installation niemanden störte. Störender wurde es jedoch wahrgenommen, dass manche Avis nicht mehr teleportieren konnten und manche vom Land "geworfen" wurden, was ebenfalls an der Serverauslastung lag, wobei zu diesem Zeitpunkt obendrein allgemeine Probleme im Grid von Second Life gemeldet wurden.

Bild 6 und 7: NeuPappismo: Gesellschaftskritische Live-Installationskunst von Neupaul Palen und Papper Papp aus Italien

Von gänzlich anderer Natur, aber nicht minder hochinteressant ist die Assemblage-Kunst von Scottius Polke. Dieser Vortrag fand wiederum in der Konferenz-Area statt und Scottius begründete seine Beschäftigung mit Kunstobjekten, die aus Abfallmaterialien bestehen und stellte ebenfalls ein sehr eindrucksvolles Beispiel eines Transfers von RL nach SL vor: Eine vom Steampunkstil beeinflusste Industrial-Metallkonstruktion mit sich drehenden Zahnrädern, die allerdings auch 35 Prims beansprucht, was die Low Prim-Area wiederum vor eine Herausforderung stellte. Damit wurde die Workshop- und Vortragsreihe zu unterschiedlichen Kunstkonzepten in SL beendet.

Bild 8: Scottius Polke erklärt seine Assemblage-Kunst, bestehend aus Abfallmaterialien

Wer jedoch denkt, das sei das Ende der künstlerischen Möglichkeiten, irrt sich, denn auch das abschließende Feuerwerk wurde von einer Künstlerin der anderen Art hergestellt und präsentiert: Debbie Trilling, die sich als Partikel-Künstlerin versteht und in dieser Funktion auch bereits hochgradig professionelle Projekte in SL aufweisen kann, u.a. als Creative Director der CARP-Produktion von The Wall von Pink Floyd. Debbie führte kurz in ihre Arbeit ein und alle Teilnehmer bewunderten dann ihr Feuerwerk, durchaus ein Kunstwerk auf dem Hintergrund eines mitternächtlichen tropischen Sternenhimmels.

Bild 9: Debbie Trillings Feuerwerkinstallationen als Partikel-Kunstwerke

Giridevi: Wow, das war ja ein ausführlicher Bericht, aber ein Zeitraum von 10 Stunden ist natürlich ereignisintensiv. Wie hat sich das zeitliche Konzept bewährt?

Asmita: Ich hatte mir bereits im Voraus Gedanken gemacht, dass es sehr schwer sein würde, einen Zeitraum zu finden, an dem viele Avis aus vielen Teilen der Welt anwesend sein können. Hinzu kommen stets etliche Parallelveranstaltungen, gerade an Samstagen. Deswegen dachte ich, eine große Zeitspanne räumt den meisten flexible Möglichkeiten ein und ich denke dass diese Überlegung richtig war. Auch hätte aufgrund der Low Prim-Struktur mein Areal eine zahlenmäßig höhere Belastung von Avis zum gleichen Zeitpunkt nicht vertragen und so konnte sich die Teilnehmerzahl über mehrere Stunden aufteilen, was positiv war und bis auf eine Ausnahme Veranstaltungen ohne Lag möglich machte. Allerdings habe ich mich gleich am Tag danach nach einer anderen Gegend ohne Low Prim umgesehen. Wichtig dabei ist nicht nur die Menge der Prims, sondern auch die Tatsache, dass viele Objekte mit Skripten versehen sind, was jedoch gerade den Reiz von Kunstwerken in SL darstellt. Hier wird auf die Dauer ein Umzug sinnvoll sein. Es gibt dazu etliche Artikel in den Foren und alles muss man eben erst einmal ausprobieren.

Giridevi: Inwieweit hat sich Deine Perspektive auf Kunst durch SL verändert?

Asmita: Ich habe zum einen festgestellt, dass Second Life vor Kunstgalerien nur so überquillt. Als Mitglied des internationalen Kunstnetzwerks erhält man alle 5-10 Minuten eine Einladung zu einer Vernissage oder einer neuen Galerieeröffnung. Aus meinen Erfahrungen bei diesem Festival habe ich den Schluss gezogen, dass statische Galerien nur sehr bedingt eine geeignete Form der Begegnung mit Kunst in SL darstellen. Ich halte es - und das ist meine persönliche Meinung, die niemand zu teilen braucht - inzwischen für angebrachter und der an sich schon graphisch-visuell ungemein betonten Welt von SL adäquater, Kunst in das Alltagsambiente einzubauen und sie praktisch bewohnbar zu machen. SL bietet neue Möglichkeiten, die es in RL so nicht gibt. Natürlich macht es auch Spaß, RL-Gegebenheiten 1:1 nachzubauen, aber für mich besteht der Reiz im wesentlichen daraus, die andersartigen Bedingungen von SL zu nutzen und neue spannende Orte für Kunstbegegnungen anzubieten. Meine Unterwassergalerie z.B. hat regeren Zuspruch als die eher konventionelle Ausstellungsgalerie in der Skybox, obwohl die Kunstwerke dort mit Sicherheit interessanter und spannender sind; das Wellen-Kunstwerk von Kolor Fall, eingebettet in ein SpaceRetreat, das man als Meditationsraum, Club oder Konzertraum nutzen kann, strahlt mehr Atmosphäre aus und zieht Publikum eher in seinen Bann, als die statische Galerie, die ohne Bedürfnisbezug zu den Avis zu sein scheint. Daraus folgere ich, dass Second Life ein chancenreicher Ort sein könnte, tatsächlich mit Kunst zu leben in der Alltagsexistenz, die Avis haben. Ich werde mir überlegen, wie ich dieses Konzept für meine wertvolle Kunstsammlung anwenden kann und sicher größere Umbaumaßnahmen durchführen.

Giridevi: Was ist für die Zukunft geplant?

Asmita: Diese Veranstaltung hat mir jetzt etliche Erfahrungen beschert im Hinblick auf die Möglichkeiten für kulturbezogene Veranstaltungen in Second Life. Da ich von einem Gesamtkulturkonzept ausgehe, das visuelle, sonische, kinetische, textuelle, performative und spirituelle Ausdrucksformen als gleichbedeutende kulturstrukturierende Formanten sieht, möchte ich neben punktuellen Events, wie diesem Festival, permanente Möglichkeiten schaffen, sich mit kulturellen Ausdrucksformen in Second Life zu beschäftigen. Hierzu würden Workshops und -vorträge gehören, regelmäßige Lesungen und Buchproduktionen, Konzerte mit diversen kulturellen und transkulturellen Backgrounds, kinetische Performances und performative Darbietungen aller Art und nicht zu vergessen regelmäßige kontemplative Meditationssitzungen. Ich kann mir eine Weiterentwicklung zu einer Art Akademie vorstellen.

Giridevi: Hört sich spannend und arbeitsintensiv an. Wie sieht es mit der Finanzierung aus?

Asmita: Tja, einige Sponsoren dafür wären nicht schlecht. Bisher wurde alles auf Privatbasis bzw. durch Idealismus wettgemacht. Aber weshalb sollte sich nicht ein Finanzierungsmodell entwickeln lassen? Das muss in nächster Zeit geklärt werden.

Gerade an diesem Punkt möchte ich mich jedoch bei allen Mitwirkenden, sei es darbietend oder rezipierend ganz herzlich bedanken!

Giridevi: Dem schließe ich mich an. Herzlichen Dank!